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Nelson Mandela - Shaolin, Shi Yongxin und China



Am 5. Dezember 2013 starb der Friedensnobelpreisträger und ehemalige südafrikanische Präsident Nelson Rolihlahla Mandela. In den folgenden Tagen und Wochen nahmen in der ganzen Welt die Menschen Abschied von dieser beeindruckenden Persönlichkeit, gedachten seiner Taten und dankten ihm. 

 Auch die afrikanischen Langzeit-Schüler des Songshan Shaolin-Tempels wollten ihrer Trauer Ausdruck verleihen: im Klassenzimmer des Hauses der Shaolin-Adepten errichteten sie einen kleinen Opfertisch für Mandela, vor dem sie sich zu einer Gedenkfeier versammelten und entsprechend dem buddhistischen Brauch Räucherstäbchen opferten. Die Schüler stammten aus den verschiedensten Ländern Afrikas:  die schon seit längerem im Shaolin-Tempel Lernenden, die dem Ende ihrer Ausbildung entgegensahen, kamen aus Uganda, Äthiopien, Tansania, Nigeria und Mauritius, die 28 "neueren" Schüler aus Ruanda, der Elfenbeinküste, Kongo-Brazzaville, Gabun und Kamerun. Zum Zeichen ihrer Trauer trugen alle schwarze Armbinden. Die Hompage des Shaolin-Tempels schrieb, sie seien entschlossen, fleißig zu lernen und hart zu trainieren, um sich durch die Verbreitung des der Shaolin-Kultur innewohnenden Gedankens von Mitgefühl, Gleichheit und Freiheit  mit all ihrer Kraft dem Frieden und der Gesundheit der Menschen zu widmen. Auf diese Weise wollten sie die vom Shaolin-Kloster gewährte Ausbildung als Ausgangsbasis für Aktivitäten im Geiste Mandelas nutzen (1).  


*II
*III



 


*IV


*V

 Nelson Mandela (纳尔逊曼德拉) ist nicht nur die Symbolfigur für den erfolgreichen Kampf gegen das Apartheidsregime in Südafrika. Durch seine eigene Lebensgeschichte ist er weltweit vielen Menschen ein Vorbild für würdevolle Unbeugsamkeit und Durchsetzungkraft und ganz besonders für Friedfertigkeit und beharrliches Streben nach Aussöhnung trotz erlittenem Unrecht. Seine moralische Kraft überschreitet alle nationalen, kulturellen und religiösen Grenzen. Auch für viele Buddhisten ist er ein Vorbild, von manchen wird er gar als „Bodhisattva“ bezeichnet. Als der 95-jährige Mandela im Sommer 2013 schon schwer an einem alten Lungenleiden erkrankt war, beteten für ihn nicht nur der Dalai Lama, sondern auch Buddhisten aus Nord- und Ostindien, Sri Lanka, Thailand, Myanmar und Vietnam: (Buddh. Mönche beten für Nelson Mandela) ... und vermutlich auch chinesische Buddhisten.

 


Nelson Mandela und Shi Yongxin
 
 
*VI

 Shi Yongxin, der Abt des Songshan Shaolin-Tempels, hatte am 3. Dezember 2008 die Ehre, den damals schon 90 Jahre alten Nelson Mandela in Johannesburg, Südafrika, zu treffen. Gemäß den Angaben eines im gleichen Jahr vom Shaolin Tempel Deutschland veröffentlichten Artikels (2) wurde der Besuch durch die Vermittlung des südafrikanischen Geschäftsmannes Anton Rupert ermöglicht (3). Die Shi Yongxin gewährte "Audienz" bei Mandela dauerte 40 Minuten (4). Im weiteren Verlauf seiner kurzen Südafrika-Reise hielt Shi Yongxin einen Vortrag über die Shaolin-Kultur, und das von ihm mitgeführte achtköpfige Showteam des Shaolin-Tempels gab eine öffentliche Vorstellung, deren finanzielle Einnahmen der Nelson-Mandela-Foundation und einer weiteren karitativen Einrichtung gespendet wurden.
Nach diesem Besuch Shi Yongxins im Jahr 2008 scheint es keine weiteren Kontakte zwischen ihm und Nelson Mandela gegeben zu haben. Die Homepage des Songshan Shaolin-Tempels, China, würdigte den Besuch am 31.12.2008 mit einer kleinen Notiz(5), ein etwas längerer Artikel, der sich auf ihn bezog, wurde nach Mandelas Tod veröffentlicht. 



Am 4. Dezember 2013, einen Tag vor dem Tod Mandelas, stattete Shi Yongxin den afrikanischen Schülern in ihrer Unterkunft in Wangzhigou einen Besuch ab, um sich nach ihrem Befinden zu erkunden und um vor der nahestehenden Abreise eines Teils der Gruppe noch zu ihnen zu sprechen (6). An der Trauerfeier der afrikanischen Schüler anlässlich des Todes Mandelas, die am 6. Dezember stattfand, nahm er nicht teil. In der Homepage des Shaolin-Tempels und gegenüber der Presse äußerte er sich jedoch am gleichen Tag ausgiebig zum Tod Mandelas. So zeigte er – diskret eingebettet in einen Beziehungs-Anspruch - seinen Respekt: „Mandela beeindruckte mich als ein wohlwollender Älterer …“, und verwies in einem Telefoninterview mit der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua auf die Übereinstimmungen von Mandelas Wirken mit dem Geist des Buddhismus: 

Zeit seines Lebens strebte er die Rassengleichheit an, dies ist im Einklang mit dem buddhistischen Geist der Ausbreitung von Liebe und Barmherzigkeit über alle Lebewesen. - Buddhismus gibt den Menschen Vertrauen, Hoffnung und Freude. Gleichermaßen verkörpert Mandela die Kraft der Vergebung, die Gleichheit und gegenseitiges Verständnis fördert und Hoffnung für friedliebende Menschen ausstrahlt.“ 
Mandela hinterlasse der Menscheit ein wertvolles spirituelles Erbe, sagte der Abt (7).

Es ist natürlich, dass Shi Yongxin als buddhistischer Mönch Eigenschaften betont, die seiner Meinung nach dem buddhistischen Geist entsprechen. Doch inwieweit sind diese Entsprechungen im Leben und Wirken von Nelson Mandela tatsächlich gegeben? 


Gewiss gibt es einen Bezug von Idealen des Buddhismus zu Mandelas Vision eines friedlichen, harmonischen Zusammenleben aller Menschen seines Landes wie auch vom Idealbild eines buddhistischen Führers zu Mandelas Fähigkeit, diese Vision den Menschen vermitteln und als realisierbar darstellen zu können und jenseits aller Worte mit seiner Person, mit seinem eigenen Verhalten für sie einzustehen. Es entspricht der buddhistischen Ethik, dass Mandela trotz aller Widerstände bestrebt war, nach der Beseitigung des Unrechtsregimes an einer Aussöhnung von gegnerischen Kräften bzw. Feinden zu arbeiten, die beiden Seiten ihre menschliche Würde läßt, die Einsichtsfähigkeit des Menschen in eigene Fehler (so schwer diese auch gewesen sein mögen) anerkennt und den Raum für einen Neuanfang gibt. In die buddhistische Vorstellung übertragen: seine persönliche Überwindung des Hasses begünstigte das aufrichtige Bereuen vergangener schlechter Taten, das Vermeiden zukünftiger schlechter Taten und möglicherweise auch die Entfaltung der den Menschen innewohnende Buddhanatur. Es ist diese von Mandela vorgelebte "Kraft der Vergebung", die im Einklang mit einem "buddhistischen Geist der Ausbreitung von Liebe und Barmherzigkeit" steht. 
Das Streben nach Rassengleichheit hingegen entspricht dem buddhistischen Glaubenssatz, dass jedem Mensch, unabhängig von seiner Rasse, seinem Geschlecht etc. der Samen der Buddhaschaft innewohnt,- und somit einem Geist der Gleichheit. 


VII - Tambo, Sissulu und Mandela - Architekten der Demokratie

Mandelas politischer Kampf wird von Shi Yongxin auf das Streben nach Rassengleichheit reduziert, er geht jedoch weit darüber hinaus. 1964 sagt Mandela im Rivonia-Prozess: „Ich habe gegen die weiße Vorherrschaft gekämpft, und ich habe gegen die schwarze Vorherrschaft gekämpft. Mein teuerstes Ideal ist eine freie und demokratische Gesellschaft, in der alle in Harmonie mit gleichen Chancen leben können.“ Mandela führte also auch einen Kampf für Freiheit,  elementare Rechte und eine frei und demokratisch gewählte Regierung. Er kämpfte für eine Gesellschaft, in der Freiheit und Menschenrechte nicht von einer Elite als Gnade, aus Barmherzigkeit, aus Empathie gewährt würden, sondern in der alle Menschen einen rechtlich verankerten Anspruch auf sie haben (8). Gibt es im Buddhismus einen Anspruch auf Menschenrechte und damit verbundene Freiheiten (z.B. Meinungsfreiheit, Bewegungsfreiheit, Versammlungsfreiheit) und allgemeines Wahlrecht? Und wie würde Shi Yongxin diese Frage beantworten? Würde er sie überhaupt beantworten dürfen, ohne in seiner Heimat Schwierigkeiten zu bekommen?



*VIII      Freie Wahlen für alle Süd-Afrikaner am 27. April 1994

Der politische Kampf Mandelas galt nicht den Rechten aller Menschen dieser Erde, sondern war vornehmlich auf sein Heimatland beschränkt. Zu den Regierungen bzw. Staatsoberhäuptern, die ihn unterstützten, zählten auch solche, unter denen zumindest zeitweise die Menschenrechte nicht weniger missachtet wurden als unter dem von Mandela so vehement bekämpften Apartheidsregime seines Landes. Das Unrecht, unter dem die Opfer seiner Unterstützer zu leiden hatten, war für ihn in seiner Politik von untergeordneter Bedeutung. Während er sich mit Nachdruck gegen die „Einmischung in die inneren Angelegenheiten“ anderer Länder wehrte, sah er keinen Widerspruch darin, die „Einmischung“ in die inneren Angelegenheiten der Republik Südafrika von anderen zu fordern, wenn es um die Unterstützung seines Kampfes, z.B. durch Sanktionen, ging (9) (siehe die folgenden zwei Videoclips). Diese Beschränkung scheint mir wenig dem Buddhismus zu entsprechen, dessen Grundprinzipien universelle Gültigkeit haben.  
Eine Ähnlichkeit findet sich hier zwischen der Politik Mandelas und der Politik des Shaolin-Tempels, in der es ebenso keine moralischen Bedenken in Bezug auf die Unterstützer des Tempels (Putin, Kissinger, u.v.a.) zu geben scheint. Mandela gelang es jedoch - im Gegensatz zu Shi Yongxin - diesen Makel durch seinen integren Charakter und die Kraft seiner Persönlichkeit in erheblichem Maß auszugleichen.








Am 7. Dezember 2013 erschien auf der Homepage des Tempels ein Artikel über Nelson Mandela, den Shi Yongxin am Vortag verfasst hatte. Der Abt schrieb:  „Es gab eine besondere Freundschaft zwischen Herrn Nelson Mandela und mir: ….“ und ließ eine Schilderung seines Besuchs bei Mandela folgen, der fünf Jahre zuvor (2008) stattgefunden hatte:
„Er sprach freundlich zu mir: „ Es ist wichtig, dass die Arbeit, die Sie tun, und die Shaolin-Kultur einen Wert für die Menschheit haben, und sie sind es wert,  jedermanns Respekt und Bewunderung zu erhalten." Während des Gesprächs betonte Herr Mandela wiederholt den Wert der Shaolin-Kultur und benutzte das Wort „Menschheit“ (bzw „Menschlichkeit“, im Original „humanity“). Herr Mandela sagte „Gut! Gut! Sehr gut!” über das Projekt “Die Shaolin-Kultur kommt nach Südafrika”. Er sprach in höchsten Worten über den Geist von Wohlwollen, Weisheit, Gerechtigkeit, Selbstrespekt und Selbstvervollkommnung, an den sich die Shaolin-Kultur stets hält, und er hoffte, den Austausch und die Kooperation zwischen der Shaolin-Kultur und der afrikanischen Kultur zum Nutzen einer gegenseitigen Entwicklung zu stärken. Am Ende des Gespächs präsentierte ich ihm ein Geschenk und wünschte ihm gute Gesundheit und ein langes Leben. Er gab mir als Gegengeschenk sein Buch „Der lange Weg zur Freiheit“.“ (10)

Eine "besondere Freundschaft" zwischen Shi Yongxin und Nelson Mandela??? Die von Shi Yongxin präsentierten Äußerungen Mandelas zeugen von einer Wertschätzung der Shaolin-Kultur und Shi Yongxins Arbeit sowie von wohlwollender Freundlichkeit, nicht weniger, jedoch auch nicht mehr (11). Leider gibt es eine Schilderung des Treffens beider Männer anscheinend nur von Seiten des Abtes (Mandela selbst scheint es keiner weiteren Erwähnung wert gewesen zu sein).  In der Zeit von 2008 bis zu Mandelas Tod findet sich weder ein Hinweis auf weitere Kontakte zwischen beiden, noch auf eine „besondere Freundschaft“.  Auch in Shi Yongxins Buch „Shaolin Temple in my heart“ wird keine besondere Freundschaft mit Mandela erwähnt, während sich ein ganzes Kapitel mit Herrn Putin beschäftigt.
Angesichts des kurzen, doch außerordentlich heftigen „Mandela-Hypes“, der nach Mandelas Tod einsetzte und in dessen Rahmen Shi Yongxins Äußerungen und insbesondere sein Hinweis auf seine „besondere Freundschaft“ mit Mandela von zahlreichen chinesischen Medien aufgegriffen und veröffentlicht wurde, ist anzunehmen, dass Shi Yongxin seine Worte nicht in einem Anflug von Sentimentalität, sondern wohlbedacht als Kirchenpolitiker äußerte. Dafür spricht auch der Umstand, dass er sich in allen seinen Äußerungen über Mandela diszipliniert an die von der chinesischen Regierung gegenüber den Medien ausgegebene Order hielt, in Veröffentlichungen zu Mandela die Punkte „Demokratie“, „Menschenrechte“, „Dalai Lama“ und „Taiwan“ nicht zu erwähnen, deren Nennung von der Regierung - selbst im Rahmen einer Homage an Mandela - als „Angriff auf das System“ verstanden wird (12). Was haben sie auch mit Nelson Mandela zu tun ...?

Die weite Verbreitung von Shi Yongxins Äußerungen über Mandela in den in- und ausländischen Medien Chinas weist zwei Auffälligkeiten auf: Sie erscheint zum einen wie ein Gegenstück zu den noch zahlreicheren, weltweit erschienenen Artikeln, in denen sich der Dalai Lama über Nelson Mandela äußert und ebenfalls als seinen Freund darstellt (13). Zum anderen ist auffällig, wie ausgiebig Mandela mittels seiner positiven Äußerungen über die Shaolin-Kultur als „Werbeträger“ genutzt wird. In Shi Yongxins Schilderung ihres Treffens scheint Mandela vorrangig in Bezug auf sein Lob der Shaolin-Kultur wichtig. Man fragt sich, ob sich die beiden Herren 40 Minuten lang nur über Shaolin unterhalten haben - mit dem alleinigen Endziel eines positiven Statements Mandelas über Shaolin -, oder ob Shi Yongxin sich vielleicht auch ein wenig für Mandela und Afrika interessiert hat…


Sieht man Shi Yongxin Äußerungen über Nelson Mandela nach dessen Tod und ihre weite Verbreitung in den geschilderten Zusammenhängen, erhalten sie nach meinem Erachten eine andere Qualität. Sie spiegeln vor allem die zunehmende politische  Instrumentalisierung des Shaolin-Tempels wider, wie auch das intensive Streben Shi Yongxins nach einer Rolle von nicht nur innenpolitischer, sondern auch weltpolitischer Bedeutung,- natürlich mit Zustimmung und tatkräftiger Unterstützung der chinesischen Regierung. Diesem Geltungsstreben scheint mittlerweile nahezu jede Aktion des Shaolin-Tempels auf die eine oder andere Weise unterworfen zu sein.


Sicherlich ist der Abt angezogen von dem Charisma Mandelas, seiner moralischen Authorität und der  überwältigenden Verehrung, die er weltweit genießt. Und auch der kommerzielle Erfolg der Marke "Mandela" könnte ihn interessieren (14). Ob er von den Werten, für die Mandela sein Leben einsetzte, gleichermaßen angezogen ist, sei dahingestellt.







Mandela und China


* IX -- Nelson Mandela 1992 in China -

China zählte schon 1953, also unter Mao, zu den Unterstützern des „African National Congress“ (ANC/ chin.: 非国大) im Kampf gegen die Apartheid (15).  Es half dem 1961 gegründeten militanten Arm des ANC, der Organisation „Umkhonto We Sizwe“, unter anderem bei der Ausbildung von Kämpfern (16). Mandela, der 1944 dem ANC beigetreten war, avancierte schnell zu einem seiner Haupt-Akteure und mit der Zeit zu seinem prominentesten Mitglied. Als Mitbegründer und Leiter der „Umkhonto We Sizwe“ war er bis zu seiner letzten Inhaftierung, die 27 Jahre andauern sollte, an ihren Aktionen maßgeblich aktiv beteiligt, reiste für seine paramilitärische Ausbildung jedoch nicht nach China. Mandela beschäftigte sich schon früh mit der Literatur des chinesischen wie auch des russischen Kommunismus und war mit dem maoistischen Gedankengut vertraut. Obwohl zahlreiche ANC-Mitglieder Kommunisten waren, grenzte er sich und den ANC als Organisation jedoch deutlich gegen den Kommunismus ab, so z.B. in seiner berühmten Rede im Rivonia-Prozess (später z.B. auch in seinem Buch "Der lange Weg zur Freiheit"). Während der Inhaftierung Mandelas setzte sich China für seine Freilassung und die seiner Kameraden vom ANC ein (17). Nach seiner Freilassung traf Mandela im Februar 1990 in Zambia, dem ersten afrikanischen Staat, den er besuchte, den dortigen chinesischen Botschafter, Zhou Mingji (周明基),- es war seine erste Begegnung mit einem hochrangigen Repräsentanten der Volksrepublik China (18).
1991 nahm China mit der noch existierenden südafrikanischen Apartheid-Regierung Kontakt auf, und es kam zu ersten gegenseitigen Besuchen auf diplomatischer Ebene (19). Das Interesse der Volksrepublik an einer staatlichen Anerkennung Chinas (zu Lasten der Anerkennung Taiwans) und einer diplomatischen Vertretung in Südafrika sollte jedoch erst Jahre später Früchte tragen.
Nelson Mandela selbst unternahm zwei Reisen nach China: 1992 flog er in seiner Eigenschaft als Präsident des ANC nach China, um sich persönlich für die über lange Jahre hinweg dem ANC gewährte Unterstützung zu bedanken;  1999 besuchte er, nunmehr als Präsident der Republik Südafrika, erneut China. Es war der erste offizielle Besuch eines südafrikanischen Präsidenten in China, zugleich war es die letzte Reise, die Mandela in seiner Eigenschaft als Präsident unternahm. In beiden Reisen besuchte er leider nicht den Shaolin-Tempel, obwohl er sich in seiner Jugend aktiv dem Boxkampf gewidmet hatte und in der Zeit seiner Inhaftierung vermutlich auch der Meditation.


Während Mandelas Amtszeit als Präsident erhielt China die staatliche Anerkennung seitens der Republik Südafrika, wobei Mandela möglicherweise zuerst Hoffnung hatte, gleichzeitig die schon bestehenden diplomatischen Beziehungen zu Taiwan, das seinen 1994 seinen Wahlkampf (bzw. den des ANC) mit mehreren Millionen US$ unterstützt hatte (20), aufrecht erhalten zu können. Ende Dezember 1996 wurde jedoch die Beendigung der diplomatischen Beziehungen zu Taiwan angekündigt und Januar 1998 war sie vollzogen. Nunmehr wurde nur noch die Volksrepublik China von Südafrika staatlich anerkannt (21). Bis über das Ende seiner Präsidentschaft hinaus gab es einen regen Austausch zwischen Mandela und der VR China (Fotostrecke: "Nelson Mandela's visits to China" und vice versa - Man beachte die erhobenen Zeigefinger!), und er wird in China bis heute als Mitbegründer der chinesisch-südafrikanischen Beziehungen und großer Freund Chinas geehrt. 
 Entgegen der Wünsche Chinas empfing Mandela jedoch auch den Dalai Lama, einmal zu seiner eigenen Amtszeit 1996 und, nach Angaben der offiziellen Homepage des Dalai Lama, ein weiteres Mal am 5. November 2004, zur Amtszeit von Präsident Thabo Mbeki (22). Unter der 2009 beginnenden Regierung von Präsident Jakob Zuma wurde dem Dalai Lama zweimal die Einreise verweigert (23). Vermutlich zeigte Jakob Zuma auf diese Weise seine Dankbarkeit für die von China gewährte massive finanzielle Unterstützung seines Wahlkampfs (24).  

X - Zapiro - Fragt mich alles, außer ...


        Desmond Tutu                     *XII
*XI          Jakob Zuma
 Immerhin kann bis heute der südafrikanische Erzbischof und Friedensnobelpreisträger, Desmond Tutu, ein Weggefährte Mandelas, der mit ihm die nationale „Wahrheits- und Versöhnungskommission“ (Commission of Truth and Reconciliation) gegründet hatte, seine Empörung darüber äußern (25), ohne ins Gefängnis zu wandern. Auch durfte nach Mandelas Tod die Nelson-Mandela-Stiftung in ihrer Homepage die Kondolenz-Grüsse des Dalai Lama veröffentlichen (26). Die freie Meinungsäußerung wurde also noch nicht – aus Dankbarkeit, Rücksichtnahme oder anderen Gründen – von dem derzeit amtierenden Jakob Zuma abgeschafft, der vermutlich 2014 eine weitere Amtsperiode anstreben wird.  


Wie in der übrigen Welt wurde Mandela nach seinem Tod auch in China geehrt, wo sich die Palette seiner Verehrer vom Mao-Anhänger bis zum Menschenrechtler und vom Politiker über den Polizisten bis zum Wanderarbeiter erstreckt. Eine Glorifizierung, wie vielfach im Westen, ist dort kaum zu finden, eine kritische Auseinandersetzung jedoch ebensowenig. 




Vielfach wird darauf hingewiesen, dass Mandela ein geistiges Erbe hinterlasse (mit den Worten Shi Yongxins: ein spirituelles Erbe). Man kann sagen, dass nicht nur in Südafrika, sondern in sehr vielen Ländern der Erde dringend Kandidaten gebraucht werden, die dieses geistige Erbe fortführen und dass es viel Mut, Beharrlichkeit und Opferbereitschaft erfordert, dies zu tun. 

In China wagten mutige Menschen, zu fragen, was denn mit den „chinesischen Mandelas“ sei. Natürlich fällt hier sofort der derzeit inhaftierte Schriftsteller Liu Xiaobo und die Charta 08, zu deren Erstunterzeichnern er zählt, ein (27). Beide finden eine Entsprechung in Mandela und der 1955 vom ANC vorgestellten „Freedom Charta“, an deren endgültigen Ausformulierung Mandela beteiligt war und für die er – zusammen mit vielen Kameraden – vor Gericht gestellt und des Hochverrats angeklagt wurde (28).
Auch wurde im chinesischen Internet die Ansicht geäußert, dass es „chinesische Mandelas“ zwar schon gäbe, sie säßen nur alle in den Gefängnissen und es sei ein „chinesischer De Klerk“, der fehle. Vielleicht gibt es jedoch auch den schon und es fehlt nur ein mutiger Vermittler, der beide zusammenbringt. Nun, letztendlich sind dies „innere Angelegenheiten“ ….


*XIII




Nachwort

Wie immer sich die Politik Shi Yongxins bzw. des Shaolin-Tempels in einer von der Gier nach Reichtum und Ruhm dominierten Welt weiterentwickeln wird, ob vom geistigen oder spirituellen Erbe Mandelas (und somit auch von seinem Mut und seiner persönlichen Bescheidenheit) ein wenig beeinflusst oder vielleicht mehr der Politik eines Jakob Zuma entsprechend, - die Geschichte wird es zeigen.

Ein Beweis dafür, dass der Shaolin-Tempel immerhin nicht nur Adoration, Verehrung und Schmeicheleien, sondern auch eine kritische Auseinandersetzung mit seiner Politik „aushält“, ist dieser Blog, der ohne die Unterstützung und das Wohlwollen des Tempels in seiner derzeitigen Form nicht existieren könnte. Dies entspricht ganz dem Geiste Mandelas, der ernstgemeinte Kritik zu schätzen wusste.  



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Fußnoten:

(1) “少林功夫非洲学员班”学员沉痛哀悼曼德拉

http://www.shaolin.org.cn/templates/T_newS_list/index.aspx?nodeid=23&page=ContentPage&contentid=10845

(2) „Zusammentreffen mit Nelson Mandela“
http://www.shaolin-tempel.eu/shaolin/index.php/de/neuigkeiten-2/64-zusammentreffen-mit-nelson-mandela

(3)  Der Milliardär Anton Rupert ist der Gründer des Tabak-Konglomerats Rembrandt, aus dem eine Investment-Gruppe und eine Luxuswaren-Holding hervorging. Er verstarb 2006, deshalb vermute ich, dass es vielleicht sein Sohn und Erbe, Johann Rupert, den Besuch arrangierte. Der 1950 geborene Johann Rupert, Leiter des Schweizer Unternehmens „Richemont“, zählte 2012 zu den reichsten Schweizern.

(4)  „东方今报:少林寺方丈释永信追忆曼德拉“
http://www.shaolin.org.cn/templates/T_newS_list/index.aspx?nodeid=25&page=ContentPage&contentid=10851

(5) „南非总统曼德拉会见释永信方丈“
http://www.shaolin.org.cn/templates/T_newS_list/index.aspx?nodeid=3&page=ContentPage&contentid=710

(6) „Ven. Abbot Yongxin Has an Exchange Meeting with African students”
http://www.shaolin.org.cn/templates/EN_T_newS_list/index.aspx?nodeid=294&page=ContentPage&contentid=10853

(7)Shaolin abbot praises Mandela's life and legacy” (Leider nur in englischer Sprache auffindbar)
http://news.xinhuanet.com/english/africa/2013-12/06/c_132948034.htm
Wortlaut im Original:
"Mandela impressed me as a very benevolent elder," said Shi, as he recalled their meeting in South Africa in 2008, in which Mandela praised the temple's principles and encouraged cultural exchanges.
"He spent all his life pursuing racial equality, which chimes with the Buddhist spirit of extending love and mercy to all beings," Shi told Xinhua during a telephone interview.
….
Shi also drew similarities between Mandela and Buddhism, which emphasizes spiritual achievement. "Buddhism gives people confidence, hope and joy. Likewise, Mandela embodies the power of forgiveness, which encourages equality and mutual understanding and beams hope for peace-loving people."


(8) 

- Mandelas Rede im Rivonia-Prozess 1964. Vom Apartheidsregime des Hochverrats angeklagt, musste davon ausgehen, dass diese Rede möglicherweise die letzte seines Lebens  sein würde.
 http://www.theguardian.com/world/2007/apr/23/nelsonmandela  
- Ein Teil dieser Rede (ab "Our fight is against real, not imaginary hardships") als Audio-Datei
http://www.thehindu.com/news/resources/article5429114.ece?ref=audio
- „Freiheits-Charta“ des ANC: “The Freedom Charter” (As adopted at the Congress of the People, Kliptown, on 26 June 1955)
http://www.anc.org.za/show.php?id=72

- "Mandela the Dalai Lama: A distorted narrative of black resistance"
http://www.thoughtleader.co.za/bradcibane/2013/12/10/mandela-the-dalai-lama-a-distorted-narrative-of-black-resistance/

(9) “Nelson Mandela Was Undeniably Great But He Doesn’t Need a Halo”
http://www.thedailybeast.com/articles/2013/12/05/nelson-mandela-was-undeniably-great-but-he-doesn-t-need-a-halo.html

(10) “Nelson Mandela is a Wise Man Struggling for Human Equality and Freedom”
http://www.shaolin.org.cn/templates/EN_T_newS_list/index.aspx?nodeid=294&page=ContentPage&contentid=10846
Originaltext:
“There was a special friendship between Mr. Nelson Mandela and me …“
“He kindly talked to me: “It is important that the work you are doing and Shaolin culture have the value of humanity and they are worth of gaining everybody’s respect and admiration.” During the talk, Mr. Mandela repeatedly stressed the value of Shaolin culture using the word “Humanity”. Mr. Mandela said “Good! Good! Very good!” to the activity “Shaolin Culture Comes to South Africa”. He spoke highly of the spirit full of benevolence, wisdom, justice, self-respect and self-improvement that Shaolin Temple sticks to all the time and he hoped to strengthen the exchanges and cooperation between Shaolin culture and African culture to gain mutual development. At the end of the talk, I presented a gift to him and wished him a good health and long life. He gave me his book “Long Walk to Freedom” as a gift in return."


(11) Zum Vergleich: Mandelas Statement über den Dalai Lama in „Nelson Mandela meets the Dalai Lama“     
http://www.youtube.com/watch?v=KpL2bvJdYOM

(12) “Chinese media told not to use Mandela funeral to talk about democracy or the Dalai Lama”
http://www.asianews.it/news-en/Chinese-media-told-not-to-use-Mandela-funeral-to-talk-about-democracy-or-the-Dalai-Lama-29777.html

(13) 

- “Dalai Lama "very sad" at death of Nelson Mandela, urges people to follow 'his spirit'”
http://www.news.com.au/world/dalai-lama-very-sad-at-death-of-nelson-mandela-urges-people-to-follow-his-spirit/story-fndir2ev-1226782934844
- “Dalai Lama says will miss 'dear friend' Nelson Mandela”
http://www.sowetanlive.co.za/news/world/2013/12/06/dalai-lama-says-will-miss-dear-friend-nelson-mandela
u.v.m.
Auch für eine Freundschaft zwischen dem Dalai Lama und Mandela fand ich keine hinreichende Bestätigung. Mandela selbst scheint sich stets mit Freundschaftsbezeugungen sehr zurückgehalten zu haben,- verständlicherweise.



(14) Die Kommerzialisierung des Namens "Mandela" und die daraus entstandene Trademark-Problematik erinnern stark an jene des Namens "Shaolin"
Siehe: "Scramble for control of Nelson Mandela's financial and moral legacy"
http://www.scmp.com/news/world/article/1380961/scramble-control-nelson-mandelas-financial-and-moral-legacy


(15) Nelson Mandela „Der lange Weg zur Freiheit“, S. 221, 18. Auflage, 2013 Fischer Verlag

(16)
- “A Road Well Traveled” 

http://africa.chinadaily.com.cn/weekly/2013-12/13/content_17172825.htm)
- Scott Thomas „The Diplomacy of Liberation“ - The Foreign Relations of the ANC Since 1960 (Seite 57), 1996 Tauric Academic Studies, London
- "Umkhonto We Sizuwe in Exile"

http://www.sahistory.org.za/topic/umkhonto-wesizwe-mk-exile?page=8

(17) “A Road Well Traveled”
http://africa.chinadaily.com.cn/weekly/2013-12/13/content_17172825.htm

(18) “Nelson Mandela in the Diary of Zhou Mingji, Ambassador of Quzhou Origin”
http://english.qz.gov.cn/Recent/201312/t20131230_221618.htm
in Chinesisch: http://news.qz828.com/system/2013/12/16/010738735.shtml

(19) “China–South Africa relations” – “Visits”
http://en.wikipedia.org/wiki/China%E2%80%93South_Africa_relations#cite_ref-VerwoerdMandela_2-0

(20) “South Africa-Taiwan relations”
“Even going as far as first donating US$10 million followed by another US$5 million donation to the ANC's election campaign in 1994.[3]:165 „

http://en.wikipedia.org/wiki/South_Africa%E2%80%93Taiwan_relations#cite_note-VerwoerdMandela-3

(21) 

- „China-South Africa relations“
http://en.wikipedia.org/wiki/China%E2%80%93South_Africa_relations#cite_ref-VerwoerdMandela_2-0
- “Mandela I see as noone special anymore”
http://www.chinainformed.com/articles/op-ed/mandella980105.html

(22) 

- “Dignitaries Met: 1990 – 1999”
http://www.dalailama.com/biography/dignitaries-met/1990-1999
- “Dignitaries Met: 2000 – 2004”
http://www.dalailama.com/biography/dignitaries-met/2000---2004
- “Mandela and the Dalai Lama”
http://www.thoughtleader.co.za/davidsaks/2011/10/05/mandela-and-the-dalai-lama/

(23) 

- “Dalai Lama not to attend Mandela funeral – official”
http://voiceofrussia.com/news/2013_12_08/Dalai-Lama-not-to-attend-Mandela-funeral-official-9879/
- “Trevor Manuel backs Dalai Lama ban”
http://www.politicsweb.co.za/politicsweb/view/politicsweb/en/page71627?oid=123068&sn=Detail

(24) „Dalai Lama Kein Visum für Südafrika“
http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/dalai-lama-kein-visum-fuer-suedafrika-1923941.html

(25) Desmond Tutu ist ein unbequemer, lautstarker Vertreter von Moral und ethischem Handeln in Südafrika, dessen Stimme weltweit Gehör findet. Spätestens seit dem Tod Mandelas ist er die wohl vertrauenswürdigste moralische Größe des Landes.


 “Tibetans blame China for Dalai Lama visa denial”
http://mg.co.za/article/2009-03-23-tibetans-blame-china-for-dalai-lama-visa-denial

(26) “Dalai Lama expresses condolences on the passing of Nelson Mandela”
http://www.nelsonmandela.org/news/entry/dalai-lama-expresses-condolences-on-the-passing-of-nelson-mandela

(27) 

- „Liu Xiaobo erhält den Friedensnobelpreis“ – Text der „Charta 08“ in Chinesisch und in deutscher Übersetzung
http://www.oai.de/de/publikationen/oai-blog/42-kaleidoskop/155-liu-xiaobo-erhaelt-den-friedensnobelpreis.html

- "China Rejects Comparison of Liu Xiaobo to Nelson Mandela"
http://www.laogai.org/news/china-rejects-comparison-liu-xiaobo-nelson-mandela


(28) Die "Freiheits-Charta" des ANC von 1955:  “The Freedom Charter” (As adopted at the Congress of the People, Kliptown, on 26 June 1955)
http://www.anc.org.za/show.php?id=72




*XIV



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*Abbildungen
I: copyright unknown
II-VI:  © Songshan Shaolin-Tempel
VII: "Tambo, Sissulu & Mandela - Architekten der Demokratie" © 2012 Zapiro (All Rights Reserved), used with permission from www.zapiro.com  -- Siehe auch: "Zapiro's Mandela Cartoons" , "Zapiro on Mandela" (köstlich!) , "Zapiro-Interview"  u.v.m.
VIII: © Walter Dhladhla, AFP
IX:  © ANC-Archive
X: "Fragt mich alles, außer wie man ein Visum für Südafrika erhält, wenn die Chinesen es nicht wollen" © 2012 Zapiro (All Rights Reserved), used with permission from www.zapiro.com  
XI: © D. Born
XII: copyright unknown
XIII: © Ananth Krishnan, The Hindu
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Die Inhalte dieses Artikels wurden von mir nach bestem Wissen und Gewissen auf ihren Wahrheitsgehalt hin geprüft und erstellt. Letztendlich geben sie meine Reflektion der Dinge wieder.
7.12.2013 
Letzte Änderung: 15.02.2014
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Das Erste Nordamerikanische Shaolin-Tempel-Kulturfestival
 (“1st North American Shaolin Temple Cultural Festival“)

Am 5. Oktober 2013 reiste Shi Yongxin, der Abt des Songshan Shaolin-Tempels China,  mit einer Mönchsdelegation und einer Kungfu-Showgruppe des Tempels zum ersten Shaolin Kultur-Festival von Nordamerika“  in die USA,- zuerst einige Tage an die Ostküste, dann an die Westküste nach Kalifonien. Für Shi Yongxin bot dieses Festival wieder die Gelegenheit, Kontakte zu gesellschaftlich bedeutenden Institutionen und Personen zu knüpfen oder aufzufrischen und die Stellung des Shaolin-Tempels als außenpolitisch wirksames „Soft-skill“-Instrument der chinesischen Politik auszubauen.

Im ersten Abschnitt der Reise standen zwei Institutionen im Fokus: die Harvard Universtiät in Boston und der Hauptsitz der „United Nations“ in New York.
Den Auftakt bildete in Boston das Empfangsessen mit Du Weiming (杜维明), einem renommierten Professor für Philosophie und international bekannten Vertreter des Neo-Konfuzianismus, der Shi Yongxin im weiteren Verlauf der Reise durch seine Präsenz wie auch durch seine Beziehungen immer wieder unterstützend zur Seite stand. Shi Yongxin besuchte das  „Adams House“, ein altehrwürdiges Gästehaus der Harvard Universität in Boston, und den Campus der Harvard-Uni, wo er unter anderem mit R.N. Cooper, einem Professor für internationale Ökonomie, und Heng Shi (Heng Sure), einem vornehmlich in den USA bekannten buddhistischen Gelehrten, sprach. Im Bostoner Fitzgerald-Theater gab das Showteam des Shaolin-Klosters am Abend des 7. Oktober eine Vorstellung seiner Kunst. Am folgenden Nachmittag hielt der Abt in der Harvard Memorial Church einen Vortrag, zu dem nur wenige Zuhörer kamen,- trotz Unterstützung durch zwei Uni-Institutionen und Präsenz ihrer Leiter sowie dem Beistand von Professor Du Weiming. Der Shaolin-Tempel bezeichnete die Aktivitäten in Boston als „Die Shaolin-Kultur hält Einzug in die Harvard-Uni“.


Shi Yongxin in der Harvard Memorial Church     (1)



 Von Boston ging die Reise nach New York, wo der Abt und seine Delegation nach einer Pressekonferenz mit einem Willkommens-Dinner im Hauptsitz der United Nations empfangen wurden und auf ein Publikum trafen, zu dem UN-Vertreter, Botschafter, Repräsentanten verschiedener Organisationen sowie Übersee-Chinesen u.a. gehörten. Eine New Yorker Polizeikapelle musizierte in Schottenröckchen, das Showteam des Shaolin-Tempels präsentierte Kungfu und es gab zahlreiche Ansprachen. Shi Yongxin verteilte Benefiz-Tafeln aus Kristall und andere Präsente, signierte viele Bücher und gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass die anwesenden Personen und die von ihnen vertretenen Organisationen der Shaolin-Kultur und der chinesischen Kultur mehr Aufmerksamkeit schenken.  
Shi Yongxin im Gespräch mit T. Hamaar und Wang Yansheng (?)     (2)
Präsentation von Shaolin Kungfu im Hauptsitz der UN     (3)

 Der Shaolin-Tempel betont nachdrücklich die Wichtigkeit dieses Auftritts im Hauptsitz der UN: „Unter den einzelnen Elementen des vom 7. bis 14. Oktober organisierten "Ersten Nordamerikanischen Shaolin-Kulturfestivals" ist der Einzug des Shaolin-Tempels in das UN-Hauptquartier das wichtigste Ereignis.“*1 Dieser "Einzug in die UN" ist  insbesondere in Bezug auf ein wesentliches Ziel Shi Yongxins von Bedeutung: die Anerkennung von Shaolin-Kungfu als "Immaterielles Weltkulturerbe" durch die UN. Seit Jahren stellt Shi Yongxin das Shaolin-Kungfu mit solcher Vehemenz als Weltkulturerbe dar, dass die Anerkennung durch die UN mitunter nur noch eine "Formsache" zu sein scheint.  Sie hätte jedoch weitreichende Konsequenzen und würde für den Tempel in verschiedener Hinsicht einen enormen Gewinn bedeuten.
Shi Yongxin und seine Delegation flogen anschließend nach Los Angeles, an die Westküste der USA.


Empfang von Shi Yongxin und der Shaolin-Delegation in Los Angeles     (4)

Dharma-Meisterin Yanjie (延结法师), eine der wenig bekannten Shaolin-Nonnen     (5)

In Los Angeles fand vom 10. bis zum 15. Oktober das weitere „Erste Nordamerikanische Shaolin-Tempel-Kulturfestival“ statt, hauptsächlich im „Los Angeles Convention-Center“, kleinere Veranstaltungen wurden im „Shaolin Temple Cultural Center“ von Temple City durchgeführt. 

Kampfmönche (武僧) ... wie immer mit Handy ...     (6)
... Handy kaputt? ...     (7)
 







Shi Yanzhuangs neue Gebetskette, eine außergewöhnliche kunsthandwerkliche Arbeit, ...     (8)
... wird sorgfältig von Meister Yanchong (Shaolin-Zentrum, Kanada) begutachtet     (9)









 













Die neuen Waffen der Shaolin     (10)

Pressekonferenz     (11)



 Der Ablauf des Festivals folgte im Großen und Ganzen demselben Konzept, das sich schon zuvor 2012 im ersten Europäischen Kulturfestival des Shaolin-Tempels und 2011 im „Shaolin Summit“ in LA bewährt hatte. Zentrale Veranstaltungen waren ein Kungfu-Wettkampf und die anschließende Kungfu-Show der Kampfmönche des chinesischen Muttertempels am 12. Oktober.  Zu dem Wettkampf traten 45 Gruppen aus den USA und Kanada an.  Als Voraussetzung für die Teilnahme war eine lockere Assoziation zu Shaolin Kungfu ausreichend, wodurch auch Schulen, an denen Shaolin-Kungfu „unter anderem“ oder vermischt mit anderen Stilen oder gar nicht gelehrt wird, teilnehmen konnten. So wurde eine hohe Teilnehmerzahl erreicht. Das Schiedsrichter-Team war aus Mitgliedern des Showteams und lokalen Kampfkunst-Experten zusammengesetzt. Im Vergleich zum Wettkampf, der 2012 im Rahmen des ersten Europäischen  Kulturfestivals des Shaolin-Tempels stattfand, waren die Bewertung und Benotung der Darbietungen der Wettkampfteilnehmer wie auch die anschließenden Auszeichnungen differenzierter.

 
Das "Team Shaolin Temple USA" von Meister Yanran     (12)
 Tapfer! --- "Team Shaolin Temple USA"-Mitglieder     (13)


Starke kids: ein Mitglied vom Showteam des Shaolin Temple Cultural Centers in Temple City, Kalifornien     (14)


Instruktionen von den Meistern Yanyue und Yanji     (15)


Medaillen-Freude    (16)


Appell     (17)


 Showtime !     (18)



Die Welle     (19)


4 Speerspitzen     (20)





!!      (21)

Wettkampf und Show waren eingebettet in eine Reihe weiterer Veranstaltungen. Im "Shaolin Tempel Cultural Center" von Temple City gaben einige der Shaolin-Meister und -Schüler eine kleine Sondervorstellung. In der Zufluchtnahme-Zeremonie am 11. Oktober nahm Shi Yongxin - in seiner Eigenschaft als buddhistischer Meister - weitere ausländische Schüler  an.  Eine „Master Class“ (d.h. eine von Shaolin-Meistern unterrichtete Klasse) gab am selben Tag die seltene Gelegenheit, von  Shi Yanzhuang höchstpersönlich unterrichtet zu werden. Und in dem am 13. Oktober beginnenden „Shaolin Warrior Coach Camp“, das sich über 3 Tage hinwegzog, konnten   Kampfkunst-Trainer mit mehr als 3 Jahren Erfahrung ein Zertifikat als Trainer für Shaolin-Kungfu erwerben*2.

Ein wunderbarer Tongzi     (22)

Tongzi Gong  (童子功)     (23)


Hama Gong (蛤蟆功)    (24)


Die Sprache der Blicke     (25)

 
Shi Yanzhuang unterrichtet     (27)
Philip Sahagun, Meister Yanxu und Zheng Shumin     (26)















Unterricht bei Meister Yanyuan     (28)

 Im "Convention Center" fand - ebenfalls am 13. - das  „World Cultural Discussion Forum“, statt, das durch die Anwesenheit von Professor Du Weiming zu einem philosophischen „Leckerbissen“ wurde. Dharma-Meister Yanli (延理法师) hielt zudem ein Seminar über „Meditation für Unternehmer“. Anstelle eines Vortrags oder Workshops speziell zur Shaolin-Medizin gab es im Verlauf des Festivals leider nur die Möglichkeit, gewöhnliche Traditionelle Chinesische Medizin mit lokalen TCM-Medizinern kennenzulernen, obwohl sich Yanyi (延亿),- in China wie auch durch vorherige Vorträge in Kalifornien als approbierter TCM-Arzt und Mediziner des Songshan-Shaolin-Klosters weithin bekannt-, in LA aufhielt. Desweiteren gab es in den Fluren des „Convention Centers“ eine Ausstellung großformatiger Fotografien des Tempels, und an Verkaufstischen ließen sich Produkte des Tempels erwerben, wie Bücher, medizinische Pflaster etc.

V.l.n.r.: Prof. Du Weiming (mit Mikrophon), Shi Yongxin, Shi Yanyin und Yee Leland, ein Kämpfer gegen die Ausrottung der Haiflossen-Suppe *3     (29)


Zheng Shumin und Shi Yankai im Fotowald     (30)

 An Eintrittspreisen waren 10 US$ für den Wettkampf, 40 US$ für die Kungfu-Show und 25 US$ für das Diskussionsforum zu zahlen. Die Teilnahmegebühr für den Wettkampf betrug pro Person 45 US$ für die erste Aufführung (incl. 1 T-Shirt und 1 Besucherfreikarte) sowie für jede weitere Aufführung zusätzlich 20 US$.  Die Teilnahme am „Shaolin Warrior Coach Camp“ kostete 1500 US$, sicherlich ein Schnäppchen für den schnellen Erwerb eines solch lukrativen Zertifikats.*4

 Nach Angaben der Organisationsleitung kamen insgesamt zwischen drei und vier Tausend Besucher zu dem Festival und 826 Personen nahmen am Wettkampf teil.*5

"VIP for a day"      (31)


Im Rahmen des Festivals fand am 13. Oktober unter der Leitung von Shi Yongxin auch die 2. Sitzung der  „Shaolin Association of North America“ („SANA“) statt, in der die nächsten Ziele und Strategien festgelegt wurden. Zudem durchstanden der Abt Shi Yongxin und seine Entourage – mal mit professionellem Gleichmut, mal mit offenkundigem Entzücken - eine Pressekonferenz, mehrere Festessen und eine Reihe Meetings mit lokalen Politikern, Wirtschaftsleuten, gesellschaftlich einflussreichen Mitgliedern der chinesischen „Diaspora“ sowie mit Möchtegern- und wirklicher Prominenz. Wie schon an der Ostküste wurden auch hier an die für den Tempel relevanten Personen und Institutionen fleißig Präsente verteilt.
Der Tisch der Elite     (32)

"Ein kleines B.........-Lächeln"     (33) *6

"La bella vita"     (34)


Nach der erfolgreichen Beendigung des Festivals und der mit ihm verbundenen Aktivitäten waren die mit der Organisation Beauftragten erleichtert und glücklich. Shi Yongxin kehrte mit seiner Delegation am 16. Oktober zurück in den Songshan Shaolin-Tempel.

Am Ende des Festivals: die Erleichterung der "Macher"      (35)


Hach, diese "Jungs" ...      (36)



Von der westlichen Presse nahezu vollständig ignoriert, wurden die zahlreichen Aktivitäten Shi Yongxins wie auch das Festival selbst nur von einigen chinesischen In- und Auslandsmedien beachtet. Der Shaolin-Tempel hat auf seiner Homepage ausführliche Berichte veröffentlicht, denen es an Eigenlob natürlich wieder nicht mangelt (hier die entsprechenden Links in: Englisch und  Chinesisch). Das Festival an der Westküste ist zudem von vielen Teilnehmern und Besuchern dokumentiert worden. Die mit Sicherheit schönsten veröffentlichten Fotografien stammen von „PictureStorm“. Einige dieser Bilder sind in diesem Artikel zu sehen, das Foto-Album von "PictureStorm" auf „Flickr“ beinhaltet jedoch noch viele hier nicht gezeigte fotografische "Perlen": „Shaolin Temple Cultural Festival Los Angeles 2013“

Filmaufnahmen des Festivals wurden vor allem vom "Kungfu Magazine" auf Youtube veröffentlicht, doch finden sich dort auch sehr interessante filmische Eindrücke aus anderer Hand   (s.u.). Eine Zusammenstellung der interessantesten Filmclips zum “1. Nordamerikanische Shaolin Tempel Kulturfestival” folgt diesem Text, doch Vorsicht, sie beginnt nicht mit Kungfu! Den Anfang macht der Abt mit dem, was er zu sagen hat, obwohl seine Rede vor allem aufgrund der holprigen Übersetzung sicherlich zeitweise etwas anstrengend ist!:



"Abott Shi Yongxin, part 2"

 Professor Du Weiming ist aufgrund seiner Gedanken zu einer möglichen zukünftigen Verbindung von Konfuzianismus und Demokratie weithin bekannt. In seinem eloquenten Vortrag nimmt er den Shaolin-Tempel "mit ins Boot":



Professor Du Weiming, part 2

"Shi Yan Yin: The Philosophy of Shaolin"

 Hier sind Eindrücke des Festivals in "GoPro-Version". Sie stammen wie die obigen Fotografien von "PictureStorm":





Gene Ching und seine Leute vom "Kungfu Magazine" sahen es so:





Eine Aufnahme der gesamten Abendvorstellung, die das Showteam des Songshan Shaolin-Tempels im LA Convention-Center darbot:



 "Shaolin Monks at UCLA" auf Steinplatten:



  
 "Traditionelles Kungfu":


 "Shaolin Warriors Animal Forms"

 "Da Shanmen"

 "KFM Covers the Shaolin Temple Cultural Festival"

*~~~*


 Fußnoten:

*1„作为10月7日至14日举办的“首届北美少林文化节”内容之一,少林寺走进联合国总部是重头戏。“ 
 In: http://www.shaolin.org.cn/templates/T_newS_list/index.aspx?nodeid=23&page=ContentPage&contentid=10665

*2 Kein Witz 
  
*3 Siehe: "Ein Angriff auf die asiatische Kultur"   und Kampagne GEGEN Haiflossen-Suppe


*4 Preisangaben entsprechend der vom Shaolin Temple Cultural Center, Los Angeles,  veröffentlichten Anmeldeformulare

*5 Die Korrektheit der Angaben konnte nicht geprüft werden

*6  Name der Vergleichsperson wurde aus Rücksichtnahme entfernt. Hinweisen zufolge wurde dieser scherzhaft gemeinte Vergleich von Vielen sehr ernst genommen. Wer hätte das gedacht!

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Die Inhalte dieses Artikels wurden von mir nach bestem Wissen und Gewissen auf ihren Wahrheitsgehalt hin geprüft und erstellt. Letztendlich geben sie meine Reflektion der Dinge wieder. Weitere Quellen zu einzelnen Angaben sind auf Anfrage hin erhältlich. 

Foto 1 bis 3: © copyright by Songshan Shaolin Tempel, China - Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Dharma-Meister Yankai.
 Foto 4 bis 36: © copyright by PictureStorm - Veröffentlichung mit der freundlichen Genehmigung von PictureStorm.
  
Das Copyright der verlinkten Videoclips liegt natürlich bei deren Copyright-Inhabern.

11.11.2013 - Text © copyright by yss 
Letzte Änderung: 20.12.2013